Praxisbeispiel: Multigenerationen Co-Housing Projekte
Zehn Mehrgenerationenhäuser, die den Raum auf interessante Weise organisieren - das stand im Zentrum des Mehrgenerationen Co-Housing Projektes: Zum Beispiel, ein Haus in Tokio, das drei Generationen und acht Katzen beherbergt. Oder das Drei-Generationen-Haus in Amsterdam wurde so konzipiert, dass es einem "Mini-Apartmenthaus" ähnelt, in dem eine junge Familie in den unteren Etagen und die Großeltern in der obersten Etage wohnen, die über einen privaten Aufzug erreichbar ist. Eine leuchtend gelbe Treppe verläuft in der Mitte des Grundrisses und trägt dazu bei, den offen gestalteten Innenraum zu unterteilen und gleichzeitig alle Ebenen des Hauses zu einem zusammenhängenden Ganzen zu verbinden.Die zehn Mehrgenerationenhaushalte stellen vor, wie Innenräume ein Gleichgewicht zwischen Privatsphäre und Gemeinschaft herstellen können. Viele dieser Häuser sind auch für ältere Menschen zugänglich, z. B. durch Rollstuhlrampen und Aufzüge.
Das Zusammenleben mehrerer Generationen einer Familie unter einem Dach ist in vielen Teilen Asiens, des Nahen Ostens, Südeuropas und Afrikas bereits gängige Praxis. Angesichts der steigenden Wohnkosten sowie der Kosten für die Betreuung von älteren Menschen und Kindern werden solche gemeinschaftlichen Wohnformen nun weltweit immer beliebter.
Dies hat Architekten und Designer dazu veranlasst, clevere Wege zur Aufteilung der Innenräume zu finden, um den Bedarf an privaten und gemeinschaftlichen Räumen auszugleichen, indem sie alles Mögliche einsetzen, von Treppen über bewegliche Trennwände bis hin zu bepflanzten Terrassen.
Worum handelt es sich bei dem Tool: Roleplay?
Beim Roleplay schlüpfen die Teammitglieder abwechselnd in Form eines Schauspiels oder Hörspiels in die Rolle der Zielgruppe...
Wie wir vorgegangen sind
Organisation einer Reihe von sechs gemeinsamen Forschungsworkshops über einen Zeitraum von einem Jahr. In diesen 18 Sitzungen arbeiteten wir direkt mit 50 Bewohnern von Gemeinschaftsunterkünften zusammen und, durch breitere Peer-to-Peer-Methoden, mit insgesamt 160 Bewohnern. Die Forschungsforen waren wie folgt strukturiert: erstens Festlegung der Forschungsthemen durch die Mitforscher, zweitens Durchführung der Forschung, drittens Präsentation der Forschungsergebnisse und abschließende Bewertung. Jede der Sitzungen des Forschungsforums hatte einen thematischen Schwerpunkt, der aus dem in der ersten Sitzung gesammelten Themenpool gezogen wurde .
Im Rahmen der Datenerhebung wurden kreative Methoden gewählt, um das Wissen und die Erfahrungen der Teilnehmer zu aktivieren und Kommunikationsbarrieren abzubauen. Dazu dienten Arbeitsmaterialien, die die Mitforscher während des Workshops erstellten (z. B. Poster und Fotos), sowie Rollenspiele als experimentelles Reflexionsinstrument für unterschiedliche Standpunkte.
Der 6-Schrittige Prozess
Ein typischer Workshop des Forschungsforums läuft in sechs Schritten ab:
- Zunächst eröffnen wir mit einer Aufwärmrunde und einer Fragerunde, wie es den Teilnehmern geht; dann stellen wir das Programm für den Tag vor. Jede Sitzung hat einen thematischen Schwerpunkt, der in der vorangegangenen Sitzung gemeinsam festgelegt wird.
- Danach folgt die gemeinsame Auswertung der "Hausaufgaben", die zwischen den Sitzungen erledigt werden. Durch die Diskussion der Gemeinschaftsthemen und die Erläuterung der verschiedenen Perspektiven und Positionen in der Hausgemeinschaft entstehen gemeinsame Interpretationen von Situationen.
- Es folgt drittens ein inhaltlicher Block zu dem jeweiligen Sitzungsthema. Mit Hilfe verschiedener Methoden sammeln wir die unterschiedlichen Sichtweisen zum Thema - zum Beispiel Strategien zum Umgang mit Konflikten.
- Daran schließt sich viertens in der Regel eine lange Mittagspause an, in der wir gemeinsam zu Mittag essen und Zeit für informelle Gespräche haben.
- Fünftens werden am Nachmittag Visionen über die weitere Entwicklung des Projekts und erste Ideen über konkrete Umsetzungsschritte, Aktionen und Methoden formuliert.
- Und schließlich werden sechstens im Abschlussplenum der Ablauf und die Inhalte des Workshops resümiert.
Darüber hinaus werden das Thema und die Aufgaben für die nächste Sitzung besprochen und wir bitten die Mitforscher um inhaltliches und methodisches Feedback. Die gesamte Sitzung wird auf Tonband aufgezeichnet. Die im Folgenden wiedergegebenen Zitate sind Auszüge aus den Transkripten dieser Tonaufzeichnungen. Darüber hinaus werden zur Dokumentation des Gruppenprozesses und der Arbeitsmaterialien Videoaufnahmen und Fotos angefertigt.
Ergebnisse
Es kristallisierten sich vier Schlüsseldimensionen der Kommunikation von Mitforschern heraus:
(1) die Eröffnung von Räumen für soziale Begegnungen
(2) die Etablierung kommunikativer Praktiken
(3) die Initiierung eines Prozesses der sozialen Selbstverständigung
(4) die Beteiligung an (gegen-) öffentlichen Diskursen. Aus unserer Sicht decken sich diese vier Dimensionen mit den vier zentralen Aspekten der bürgerschaftlichen Sozialwissenschaft, die oben diskutiert wurden - Partizipation, Transdisziplinarität, Reflexivität und Wirkung.
Sobald uns bewusst wurde, dass sich diese Fragen entwickelt hatten und zu einem (latenten) Thema geworden waren, versuchten wir nach den Rollenspielen, einen Raum für eine Metadiskussion zu eröffnen.
Weitere Ansätze zur Bewältigung dieser Probleme waren, dass wir jede Sitzung mit einer "Check-in-Runde" begannen, um in ein Gespräch über die emotionale Einstellung zu dieser Sitzung zu kommen.
"Mich würde interessieren, wie konkret die Absichten der städtischen Wohnungsbaugesellschaften in Potsdam und Frankfurt/Oder in Bezug auf diese Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften in Hochhäusern sind .... Ist das, was wir hier sagen, überhaupt von Bedeutung? Wollen diese kommunalen Wohnungsbaugesellschaften überhaupt von Erfahrungen hören?"
(Teilnehmerin an Workshop 1, Co-Housing Projekt B, 2017)