Was steckt hinter diesem Modul?
Herzlich willkommen, geschätzte Leser*innen, liebe Bürger*innen, und liebe Interessent*innen! Um Citizen Science/ bürgerwissenschaftliche Projekte erfolgreich umzusetzen, müssen bei der Planung und Durchführung verschiedene Prinzipien beachtet werden.
Diese leiten sich aus der Literatur und der Analyse von bürgerwissenschaftlichen Projekten, die als Paradebeispiele für eine gelungene Umsetzung gelten, ab.
Diese Seite beschäftigt sich mit dem ersten dieser vier Prinzipien. In folgenden Modulen werden die restlichen thematisiert.
1. Reale, alltagsbezogene Probleme zusammen definieren und angehen
Damit Citizen Science Projekte erfolgreich sind, müssen reale, alltagsbezogene Probleme im Vordergrund stehen, die von allen geteilt und als wichtig erachtet werden. Der potenzielle Einfluss in der akademischen Welt wird außer Acht gelassen. Die Probleme sollten mit den Bürger*innen und anderen Beteiligten direkt am Anfang des Projekts zusammen definiert werden. Dafür müssen Mechanismen kreiert werden.
Dieser Prozess ist wichtig, da so das Engagement der Beteiligten gesteigert wird. Eigene Bedenken und Ängste sind einer der Hauptmotivatoren für Bürger*innen sich in wissenschaftlichen Projekten einzubringen. Darüber hinaus können durch die Integration von Bürger*innen die Netzwerke der lokalen Regierungen vergrößert werden und mehr Daten für die Entscheidungsbildung generiert sowie eine größere Medienaufmerksamkeit erreicht werden.
Bis jetzt wurde dieser Ansatz in Citizen Science Projekten selten verwendet. Erfolgreiche Projekte und Beispiele aus der Vergangenheit haben allerdings gemeinsam, dass die Forschung und Projektarbeit MIT den Menschen und nicht AN ihnen oder FÜR sie gemacht wird. Sie zielen darauf ab Bedenken und Probleme durch einen praktischen Ansatz zu lösen, der wissenschaftliche Erkenntnisse und verschiedene gesellschaftliche Bereiche (Umwelt, Kultur, Soziales, Wirtschaft, Wissenschaft, etc.) kombiniert. Man spricht in diesem Kontext von “Co-Creation“. Bis jetzt wurden zivile Personen meist nur für die Erhebung von Daten (z.B. Beobachtungen) mit in wissenschaftliche Projekte integriert.
Wie wir es gemacht haben
Es besteht die Frage, wie die Wärmewende umgesetzt werden kann und soll. An dieser Stelle hat die Gemeinde nicht einfach von oben herab entschieden, sondern die Einwohner in Form von Bürgerdialogen in das Projekt integriert.
Durch die gemeinsame Erarbeitung konnten Bürger*innen und andere Beteiligte (z.B. lokale Unternehmen) ihre Ideen und Bedenken mit einbringen. Die Bürgerdialoge waren ein Mechanismus, um die Probleme zusammen zu definieren. Die Lösungsansätze sind durch die Bürger*innen erarbeitet worden und wurden dann auf höherer Ebene umgesetzt.
Neben der Erörterung von Verbandslösungen (gemeinschaftliche Wärmeversorgung) wurden u.a. individuelle Lösungen thematisiert. Es herrscht teilweise Ungewissheit und Angst bei den Bürger*innen. Für sie ist vor allem die Finanzierbarkeit ein wichtiges Thema.
Sie wünschen sich eine neutrale und sachliche Beratung zu den technischen Möglichkeiten (Sanierung und Dämmung, Modernisierung, Wärmepumpen, etc.) und finanzieller Fördermöglichkeiten. Darüber hinaus wurden individuelle Lösungsansätze wie das Ändern von Verbraucherverhalten zur Energiereduktion besprochen.
Durch den Dialog mit den Bürger*innen konnten Probleme zusammen definiert werden. Neben den bereits thematisierten Bedenken war zugleich eine hohe Offenheit für Neues zu spüren. Das Problem betrifft die Menschen und ihren Alltag unmittelbar. Dadurch, dass sie in den Prozess integriert wurden und nicht über ihren Kopf weg entschieden wurde, ist die Bereitschaft mitzuwirken, Engagement zu zeigen und das Problem gemeinsam anzugehen sehr hoch.
Aufbauend auf diesen Bürgerdialogen sind wir mit den Bewohnern von Saerbeck ins Gespräch gekommen. „Wir“ sind das Science to Business Research Center der FH Münster.
Die Fragestellung, die sich aus den Bürgerdialogen herauskristallisiert hat, lautet: Welche Rolle und Verantwortungen können die Bürger*innen in der Wärmewende übernehmen? Wir wurden in das Projekt einbezogen und haben mit verschieden Bürger*innen in Saerbeck zusammengearbeitet. Dabei haben wir die Moderation der Co-Creation (Zusammenarbeit) und Forschung in Bezug auf die Beantwortung dieser Frage übernommen.
Die Menschen von Saerbeck sind bereits mit der FH Münster vertraut. Der Fachbereich Energie Gebäude Umwelt betreibt ein Labor auf dem Gelände des Bioenergiepark zur Erforschung der Biogasanlagen. Neben anderen vergangenen Projekten, folgte nun unseres, das Citizen Science Now Projekt. Die enge Zusammenarbeit von der Kommune/ Gemeinde, den Bürger*innen und der FH Münster liefert einen deutlichen Mehrwert für alle Beteiligten durch die gemeinsame Bewältigung von realen, alltagsbezogenen Problemen.
Tipp
Lese die Module 2, 3 und 4, um die restlichen Prinzipien kennenzulernen, die man für die Umsetzung erfolgreicher Citizen Science Projekte beachten sollte!
Unser Projektteam: