Digitalisierung hat zwei wichtige Bezüge zur Gestaltung von Prüfungen:
- Eine Folge der sich immer schneller entwickelnden digitalen Technologien - wie beispielsweise intelligente Chatbots - sind die veränderten Anforderungen in der Arbeitswelt und im privaten Raum. Damit gehen andere Kompetenzen einher, die benötigt werden. Vermitteln und prüfen wir dann eigentlich noch die richtigen Kompetenzen?
- Die Digitalisierung eröffnet Chancen für neue und veränderte Prüfungsformate. Prüfungen können so kompetenzorientierter gestaltet werden. Wie können Studierende bspw. mit den für ihr Berufsfeld typischen Programmen in Prüfungssituationen Probleme lösen?
Hier finden Sie einige Beispiele wie klassische Prüfungsformate digital unterstützt werden können. Durch neue Formate kann darüber hinaus der Fokus vom Primat des Wissens hin zum Primat des Könnens verschoben werden und so können praxisbezogene Lernergebnisse besser erfasst werden (Werkstattbericht 8: Kompetenzen prüfen).
Digitale Prüfungen
Das Stichwort Prüfungen im Kontext Hochschule weckt häufig Vorstellungen von Klausuren in einem großen Hörsaal oder von literaturbasierter Arbeit am Schreibtisch. Dies ist jedoch nur eine Möglichkeit, Prüfungen zu gestalten: neben diesen Formaten, bei denen die Arbeit mit Wissen im Vordergrund steht, sind andere Prüfungsformen, in denen das Können der Studierenden, möglichst mit spezifischen Berufsbezügen, in den Blick genommen wird. Reflexive Prüfungsformate stellen eine Verbindung zwischen Wissen & Können basierend auf den Erfahrungen der Studierenden her. Eine gute Abstimmung der Prüfungen auf die Ziele Ihrer Veranstaltung ist wichtig, weil diese als "heimliches Curriculum" das Lernen der Studierenden leiten (vgl. Werkstattbericht 8: Kompetenzen prüfen).
In Bezug auf die Digitalität der Prüfungsformen können heuristisch vier Grade unterschieden werden (vgl. Puentedura 2022):
- Ersetzung (Substitution): Bestehende Prüfungsformate werden in digitale Werkzeuge übersetzt (z.B. eine Multiple-Choice-Klausur in der Prüfungsplattform FHExam).
- Erweiterung (Augmentation): Ein Prüfungsformat wird in seinen Grundfunktionen durch die Integration von digitalen Aspekten erweitert (z.B. Integration von QR-Codes in Portfolios)
- Änderung (Modification): Analoge Prüfungsformate werden durch digitale Werkzeuge grundlegend verändert (z.B. Open-Book-Ausarbeitung mit Hilfe von Chatbots).
- Neubelegung (Redefinition): Prüfungsformate werden aufgrund (neuer) digitaler Werkzeuge und Medien erst möglich oder vollständig neu gedacht (z.B. Wikis, Videos).
Aufwand
Auf den Unterseiten mit den Beschreibungen der Prüfungsformate finden Sie eine grafische Bewertung des Aufwands für die Umsetzung jedes Formats. Diese soll Ihnen einen schnellen Überblick geben und basieren auf der Einschätzung mehrerer Lehrenden. Da die Formate einen hohen Gestaltungsspielraum besitzen, ist die Bewertung lediglich als erste Annäherung unter spezifischen Annahmen zu verstehen.
Der Aufwand ist in vier Kategorien gegliedert, denen mit steigendem Aufwand bis zu fünf Punkte zugeordnet werden. Die einzelnen Kategorien beziehen sich dabei auf Folgendes:
- Konzeption: Die Konzeption bezieht sich auf die Erstellung der Fragestellungen, dem Anforderungsprofil, dem Erarbeitungsprozess sowie den Bewertungskriterien.
- Technik: Technik bezieht sich sowohl auf die Notwendigkeit, Software oder Hardware zu benutzen, als auch die Schwierigkeit der Nutzung dieser. Einige Programme sind unter Studierenden weitläufig bekannt, während andere noch Einarbeitung benötigen.
- Betreuung: Einige Prüfungsformate benötigen eine engere Betreuung der Studierenden als andere. Das ist vor allem davon abhängig, wie vertraut Ihre Studierenden mit dem Format sind. Bei einigen Formaten kann eine Transparenzmachung der Anforderungen ausreichen. Bei anderen Formaten werden mehrere Feedbackschleifen notwendig.
- Korrektur: Die Kategorie reicht von einer automatischen Korrektur eines Multiple-Choice Tests bis hin zu einer individuellen Korrektur eines erarbeiteten Produkts. Besonders aufwändig ist eine prozessbezogene Bewertung mit mehreren Bewertungskriterien.
Rechtliche Hinweise
Beim Thema Prüfungsrecht sind verschiedene Ebenen zu beachten: Das allgemeine Recht (z. B. Grundgesetz, Hochschulrahmengesetz), die hochschulweiten Regelungen (allgemeiner Teil der Prüfungsordnung: AT PO) und die fachbereichs- und studiengangsspezifischen Regelungen (Prüfungsausschuss und Prüfungsordnungen). Achten Sie bei der Konzeption und Planung einer Prüfung darauf, die jeweiligen Regelungen im Blick zu behalten und die Prüfung kongruent zu gestalten.
Bei der Erstellung von Produkten ist es zudem wichtig, dass Sie und Ihre Studierenden Lizenzbedingungen bspw. von verwendeten Texten, Bildern oder Videos einhalten, vor allem im Falle einer Veröffentlichung. Holen Sie sich auch die schriftliche Zustimmung Ihrer Studierenden zur Veröffentlichung und Nutzung ihrer Produkte ein. Nähere Informationen zu offenen Lizenzen finden Sie auf den Seiten von ORCA.nrw und in dem ILIAS Kurs zu Open Educational Ressources.
Weitere Hinweise zu rechtlichen Rahmenbedingungen finden Sie auf den folgenden Seiten:
- Rechtsinformationsstelle der Digitalen Hochschule NRW (DH.NRW)
- Handlungsempfehlung für Lehrende zum Umgang mit elektronischen Prüfungen